Immer gestresst, chronisch erschöpft. Kann man Stress und Erschöpfung verschleppen? Die Antwort lautet: Ja! Diesen Zustand bezeichnet man als Burn On Syndrom oder auch Erschöpfungsdepression. Man spricht von einer chronischen Dauererschöpfung, die sich zu einem grundlegenden Zustand entwickelt. Die Betroffenen laufen im Dauerbetrieb und kommen selbst in Ruhephasen nicht mehr in einen Zustand der Entspannung. Doch wie unterscheidet sich das Burn On Syndrom vom Burn Out Syndrom und was können Betroffene tun?
Was ist der Unterschied zwischen Burn On und Burn Out?
Im Grunde ist Burn On eine dauerhafte Schleife von Erschöpfung, Stress und Überlastung. Dieser Prozess kann sich über mehrere Monate und Jahre hinweg ziehen. Betroffene brechen zwar nicht zusammen, sind aber permanenten psychischen und physischen Beschwerden ausgesetzt. Man kann sich das so vorstellen: Der Alltag Betroffener besteht aus zu vielen Aufgaben, Verpflichtungen und Arbeit und das völlig ohne Verschnaufpause. Zwar mögen betroffene Menschen ihren Job und ihre Aufgaben, aber sie haben die Balance zwischen An- und Entspannung verloren. Burn On-Patienten sind immer am Limit, ohne aber darüber hinauszugehen – heißt, sie brechen nicht zusammen, wie beispielsweise Burn Out Betroffene.
Damit kommen wir auch zum signifikanten Unterschied. Während Burn On Patienten immer weiter machen, obwohl sie nicht mehr können und sie wie gelähmt ihrer Hyperaktivität nachgehen, können Burn Out Betroffene dessen nicht mehr Stand halten. Sie können ihren Alltag nicht mehr bewältigen, gehen ihrer Arbeit nicht mehr gerne nach und fühlen sich ausgebrannt und antriebslos.
Burn On Patienten zeigen also andere Symptome und ein eigenes Beschwerdebild auf, als Burn Out Patienten laut Urheber des Begriffs Burn On sind Timo Schiele, leitender Psychologe einer psychosomatischen Klinik, und Prof. Dr. med. Bert te Wildt, Chefarzt der Klink.Welche Symptome bei beiden Krankheitsbildern aufkommen, zeigen wir Ihnen im Folgenden.
Welche Symptome zeigen sich bei Burn On?
- Emotionale Empfindungen, wie Verzweiflung und Perspektivlosigkeit breiten sich aus
- Fehlende Begeisterungsfähigkeit und Lebensfreude durch anhaltende Anspannung
- Unzufriedenheit und entgleiten der eigenen Werte und Ziele als Resultat von dauerhafter Erschöpfung und emotionaler und körperlicher Unruhe
- Physische Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Bluthochdruck und Verspannungen sind ebenso mögliche Folgen
Welche Symptome zeigen sich beim Burn Out?
- Müdigkeit und Erschöpfung durch fehlende Erholung im Alltag und durch Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme durch anhaltende Zerschlagenheit
- Depressionen, Angstzustände und Versagensängste als Resultat von zu hohem Leistungsdruck und fehlender Energie
- Körperliche Symptome wie Magen-Darm-Beschwerden, Tinnitus und Kopfschmerzen können ebenso mögliche Folgen sein
Was sind die Auslöser für Burn On?
Die Gesellschaft hat heute ein klares Bild, welches geprägt ist von Leistung, Erfolg und Anerkennung. Vor allem auch in Bezug auf unseren Job spielen diese Faktoren eine große Rolle und führen dazu, dass Sorgen und Ängste wie Stellenabbau, steigende Lebenshaltungskosten, starke Konkurrenz und neuerdings auch noch Inflation und Rezession uns leiten. Vor diesem Hintergrund fällt es vielen Personen immer schwerer, ein Leben zu gestalten, in welchem sie ihre persönlichen Ziele verfolgen, ihre Werte leben oder einfach nur genug Freizeit bekommen, um wieder neue Energie für den Alltag und sich selbst zu tanken.
Aber auch zusätzliche Einflüsse durch das Arbeitsleben wie z. B. neue Arbeitsmodelle mit Homeoffice & Co können zu einem Burn On Zustand führen. Die Trennung von Berufs- und Privatleben wird dadurch zunehmend schwieriger für Betroffene. Pausen werden ausgelassen und Beschäftigte neigen dazu, eher Überstunden zu machen. Auch die ständige Erreichbarkeit über das Smartphone trägt dazu bei, dass man sich schneller gestresst und unter Druck gesetzt fühlt. Es ist ein Zusammenspiel aus individuellen, gesellschaftlichen und beruflichen Faktoren, die es erschweren, eine gesunde Work-Life-Balance zu wahren und innere Ruhe zu finden.
Mögliche individuelle Faktoren
- Hohe persönliche Leistungsanforderungen
- Geringe Akzeptanz für eigene Grenzen und Bedürfnisse
- Hohe Identifikation mit den eigenen Zielen
- Erhöhtes Kontrollbedürfnis
- Hang zur Perfektion
Mögliche gesellschaftliche Faktoren
- Starker Konsumdruck
- Zuwachs des Lebenstempos
- Kultur des narzisstischen Individualismus
- Hoher Leistungsdruck
- Verlust sozialer Stützsysteme
- Hoher Anspruch an Selbstmanagement
Mögliche berufliche Faktoren
- Hohe Konkurrenz
- Mangelnde Wertschätzung
- Wenig Möglichkeit zur Einflussnahme bei Entscheidungsprozessen
- Geringe Kooperation
- Leistungskultur
- Intransparente Abläufe
Wie Unternehmen von Burn On Betroffene unterstützen können
Man selbst, aber auch der Arbeitgeber kann Unterstützung anbieten und somit beim Vorbeugen psychischer Erkrankungen durch die Arbeit helfen. In erster Linie ist es wichtig, dass Vorgesetzte von Beginn an dafür sorgen, dass weder Unterforderung noch mangelnde Identifikation im Job auftreten. Zusätzlich kann durch die Entwicklung geeigneter Arbeitsstrukturen und Minimierung des Leistungsdrucks sowie betriebliches Gesundheitsmanagement proaktiv gegengesteuert werden. Führungskräfte sind gefordert, Belastungsfaktoren frühzeitig zu erkennen, um psychisch bedingten Erkrankungen vorzubeugen.
- Entstigmatisierung psychischer Belastungen: Noch immer ist die psychische Gesundheit häufig ein Tabuthema, vor allem im Arbeitskontext. Das Etablieren einer offenen Kommunikationskultur im Unternehmen ist daher eine Grundvoraussetzung, dass Betroffene von Burn Out, Burn On und weiteren psychischen Belastungen Unterstützung und Hilfe in Ihrem Umfeld finden. Dabei kann sogenanntes Employee Assistance Program den Mitarbeitenden dabei helfen, anonym eine psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Betroffene kann somit flexibel und schnell eine erste Anlaufstelle für eine professionelle Beratung angeboten werden.
- Transparenz und Freiräume schaffen: Zusätzlich können Mitarbeiter*innen in den Teams mental entlastet werden durch transparente Prozesse und interne Strukturen. Somit wird die Zufriedenheit im Unternehmen nachweislich gesteigert und das Integrationsgefühl der Beschäftigten gefördert. Somit werden Freiräume für eigenständiges Arbeiten gewährleistet und Wohlbefinden am Arbeitsplatz gestärkt.
- Überstunden regulieren: Überstunden sind ein häufiger Indikator für Stress. Durch einen Rahmen, der in den Unternehmensleitlinien festgelegt wird, dass beispielsweise Überstunden zeitnah abgebaut werden müssen, können Mitarbeiter*innen schnellstmöglich wieder regenerieren von anstrengenden Phasen im Job. Zudem werden so auch krankheitsbedingte Ausfälle durch psychische Belastungen vermieden .
- Arbeitszeiten flexibel gestalten: Eine zusätzliche große Entlastung der Mitarbeitenden kann durch eine flexible Arbeitszeitgestaltung gefördert werden. Dadurch wird mehr Freiraum geschaffen, um Kinder zu betreuen, Arzttermine wahrzunehmen und die Work-Life-Balance zu halten. Die Konzentration während der geleisteten Arbeitszeit steigt und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, steigert dieses Gefühl umso mehr, baut Stress ab und schafft zudem eine vertrauensvolle sowie wertschätzende Basis.
- Wertschätzung zeigen: Ein gutes Betriebsklima kann Stress und somit auch psychischen Erkrankungen nachhaltig vorbeugen. Regelmäßige Motivation und Wertschätzung sorgen für eine transparente Kommunikation im Team sowie zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter*innen. Entsprechende Teambuilding Maßnahmen können das Vertrauen und das Miteinander stärken.